Nenne mir ein Lokal, dass für den zweiten Bezirk steht. Neben vielen Geheimtipps würde hier wahrscheinlich oft das Schweizerhaus genannt werden. Eine Institution ist es allemal, weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt und von vielen geliebt, aber auch von vielen skeptisch begutachtet.
Am Schweizerhaus scheiden sich die Geister
Oft gehörte Sprüche, die du auch kennst: „Die Stelzen sind aufgespritzt, das weiß ich vom Nachbarn meiner Tante“ oder auch „Um das Bier süffiger zu machen, ist es mit Wasser verdünnt, hat mir mein Opa, der einmal Tellerwäscher im Schweizerhaus war, schon erzählt“. Solchen Gerüchten glauben wir sowieso nicht und selbst wenn sie stimmen würden: Wir lieben das Schweizerhaus dennoch.
Mit der Eröffnung des Schweizerhauses beginnt für uns auch der Frühling. Als Stammgäste können wir uns mit Sicherheit nicht bezeichnen, doch 2-3 Mal pro Saison kommen auch wir auf eine Stelze und ein paar Bier zu Besuch. Doch was macht das Schweizerhaus zu dem was es ist?
Einerseits ist es sicher die Tradition und der Ruf, der dem Restaurant zugeschrieben wird. „Die besten Stelzen“, „der schärfste Krenn“ und „die unglaublichsten Kellner“ sind nur ein paar Aussagen, die immer wieder genannt werden, wenn es um das Thema Schweizerhaus geht. Alles hat so seine Berechtigung, aber natürlich hat da jeder seine eigene Sichtweise.
Für mich ist es vor allem die Atmosphäre. Der wohl größte Gastgarten Wiens fasst bis zu 1.700 Gäste und unterteilt sich in die einzelnen Bezirke Wiens. Trotz der großen Kapazität irrt man teilweise sehr lange durch die vielen Winkel des Gartens, um einen freien Tisch zu bekommen. Die Mischung aus gutbürgerlichen Besuchern und Touristen, die sich nicht über die Stelze trauen und das Schnitzerl bevorzugen, macht für mich das Flair aus. Die stets grantelnden Kellner mit Schmäh müssen in der Tat einiges mitmachen. Bis zu 15 Krügerl am Tablett und das mehrmals die Stunde – beneiden tue ich sie ungeachtet des guten Trinkgelds nicht. Trotzdem war mir der teils raue Ton des Personals schon immer ein Dorn im Auge.
Das Essen im Schweizerhaus – Der Grund der Wiederkehr
Das Beste am Schweizerhaus? Das Essen! Als Vorspeise Erdäpfelpuffer mit Knoblauch (€ 3.5), wie man sie nur in Tschechien besser bekommt, dann die Stelze mit Krautsalat, Senf und frischem Kren. Ja, ich habe schon viele Stelzen gegessen und egal ob in Deutschland, Tschechien oder sonst wo, die Stelze im Schweizerhaus ist, wenn sie richtig zubereitet ist, einfach die Beste.
Mit € 17,80 geht der Kilopreis dieses Jahr mal wieder nach oben, allerdings reicht diese Portion in der Regel auch für 2 gute Esser aus und ist somit vollkommen gerechtfertigt. Jedoch nur, wenn sie knusprig gebraten ist und man sich auch am „Schwartl“, also der Kruste erfreuen kann. Gerade bei vollem Betrieb ist das leider nicht immer garantiert. Tipp: Krautsalat dazu bestellen!
Regelmäßig wird das Schweizerhaus auch von Poltergruppen besucht. Stamperl, Zigarren und jede Menge Bier inklusive. Das Budweiser Bier ist, wie der Name schon sagt, klassisch tschechisch und somit auch mit weniger CO2 angereichert. Dies hat zur Folge, dass es süffiger ist und so auch die € 4,50 pro Krügerl schnell verzischen.
Für uns bleibt das Schweizerhaus kurz nach der Eröffnung am 15.März und kurz vor dem Schließen am 31.Oktober ein Pflichtprogramm, meist verbunden mit einem Praterbesuch. Gehört es zum Pflichtprogramm eines jeden Wien-Besuchers? Definitiv nicht, aber wenn man schon als Tourist in die Gegend kommt und die Vorzüge des Praters kennenlernt, dann darf auch die Stelze und Bier im Schweizerhaus nicht fehlen.
Web: Schweizerhaus
Adresse: Prater 116, 1020 Wien
Öffnungszeiten: 11 – 23 Uhr
Ist ja irgendwie so eine Sache mit dem Schweizerhaus und nicht alle Wiener mögen es, aber auch für mich ist ein Besuch ein, zwei Mal im Jahr eingeplant!